Biografie
Walter Höher wurde 1925 in Schwerte geboren. Er besuchte von 1931 bis 1935 die Volksschule in Ergste und anschließend das Gymnasium in Schwerte. Von 1943 bis 1945 war er Soldat und wurde schwer verwundet. Nach dem Abitur (1946) besuchte er die Höhere Handelsschule und studierte anschließend in Dortmund Pädagogik für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Nach ersten Anstellungen als Lehrer in Bönen und Kalthof war er von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1986 Rektor der Hauptschule in Ergste mit Schwerpunkten in Deutsch, Musik und in der Lehrerausbildung.
Höher war im Plattdüütschen Schrieverkring Münster, im Plattdüütsche Spraokstie und in der Märkischen Heimatbewegung aktiv. 18 Jahre lang war er Geschäftsführer des Heimatvereins Ergste mit einem besonderen Schwerpunkt beim Plattdeutschen, über das er in Plattdeutschzirkeln und Vereinen Vorträge hielt.
Spracherkundung
Höher erforschte seit Kriegsende die niederdeutsche Sprache seiner märkischen Heimat. Neben plattdeutschen Aufsätzen und Beiträgen für regionale Printmedien verfasste er Rundfunkbeiträge und niederdeutsche Liedkompositionen. Auch in seiner Tätigkeit als Lehrer und Herausgeber engagierte er sich für den Fortbestand und die Verbreitung des Plattdeutschen. Er starb 2015 in Schwerte.
„Der Autor gehört zu den namhaften plattdeutschen Gegenwartsautoren der Region und hat sich große Verdienste um Mundartforschung und Mundartpflege im Märkischen Kreis erworben.“ (Peter Bürger)
Bekenntnis zur kritischen Mundart
Ihr niederdeutsches Programm beschreiben die Autoren Walter Höher und Horst Ludwigsen in ihrem Buch Rüüm(e)straote: „Der plattdeutsche Nostalgiker trauert um Vergangenes, das es so in der Vergangenheit nie gegeben hat. Lebendiges Platt der Gegenwart sollte daher nicht nur jene zweifelhafte Geborgenheit beschreiben, ‚die brennende Holzscheite im Zimmer aufkommen lassen, wenn es draußen stürmt und regnet.‘ (Quickborn 4/9)“ Hinter dem Buchtitel verberge sich in Anlehnung an die Begriffe „Rüüm(e)straote maken“ die Absicht, „reine Bahn zu machen“, „aufzuräumen“. „Im übertragenen Sinne, als Metapher, kann es bedeuten ‚etwas zurechtrücken‘, ‚in Ordnung bringen‘, ‚gerade setzen‘ und ‚mit etwas abrechnen‘.“ In diesem Sinn wollten die Autoren mit ihren Beiträgen aufräumen „mit der Glorifizierung der Vergangenheit, in der alles angeblich viel besser war als heute, gleichzeitig aber auch […] vor blindem Fortschrittsglauben und Modernisierungseifer“ und vor dem „Verschweigen der jüngeren deutschen Vergangenheit“ warnen.
‚Rüüm(e)straote maken‘ hieß für beide Autoren aber auch, „die eigenen Gedanken zurechtrücken, mit sich selbst ins Reine kommen, die eigenen Vorurteile und Glaubensinhalte prüfen, die schlimmen Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit aufarbeiten, die auch nach fünfzig Jahren noch als Albträume auf uns lasten, sich im Aufschreiben davon befreien, d. h. alles in allem: sich selbst Rechenschaft abgeben über Vergangenes und Gegenwärtiges.“
Ein Hauptanliegen sei dabei der Vorstellung entgegenzuwirken, dass das Plattdeutsche eine ‚Hanswurstsprache‘ sei, die sich nur für ‚Döünekes‘ eigne. Höher wird in dieser Hinsicht zu den Vertretern einer neuen, kritischen niederdeutschen Mundart gezählt und sein Name in einem Atemzug mit dem von Georg Bühren, Norbert Johannimloh und Siegfried Kessemeier genannt.