Richard AlthausRichard Althaus1905–1995
Richard Althaus1905–1995Richard Althaus

Biografie

Richard Althaus wurde 1905 in Iserlohn-Obergrüne als Sohn eines Forstarbeiters geboren. Er wuchs mit seiner Heimatmundart auf. In seiner Kindheit hütete er Kühe auf einem Wittgensteiner Bauernhof. Nach der Volksschule war er Drahtzieherlehrling und Industriearbeiter. Aus dieser Zeit rühren seine umfangreichen handwerklichen Fachkenntnisse, die er in plattdeutschen Rundfunksendungen beschrieb.

„Arbeitslos geworden, musste der für die Geheimnisse der Natur schwärmende junge Richard Althaus – lediglich für Kost und Wohnung arbeitend – wieder in die Landwirtschaft zurückkehren und sich danach als Lagerarbeiter durchschlagen. Die Lust am Lesen prägte sein späteres Leben von Grund auf. Er sagte einmal, er habe die weggeworfenen Bücher der Abiturienten geradezu aufgesammelt. Da habe sich ihm die Welt der Geschichte, Naturwissenschaften und Literatur aufgetan.“ (Walter Höher)

Richard Althaus

Vielfältige Interessen

Entscheidende Impulse erhielt er zwischen 1920 und 1933 durch die Jugendbewegung. Als Mitglied des Wandervogel, dem er sich früh angeschlossen hatte, und des Sauerländischen Gebirgsvereins eignete er sich auf großen Fahrten und in mehrjährigen Abendkursen gründliche Kenntnisse in Geologie, Astronomie und Botanik an. Diese befähigten ihn, fundierte wissenschaftliche Aufsätze, Erzählungen und schon früh Beiträge im Sinne des Umweltschutzes zur Erhaltung von Natur und Heimat zu verfassen. 1932 zog Althaus nach Lüdenscheid. In Abendkursen betrieb er naturwissenschaftliche und literaturgeschichtliche Studien. Aktives Engagement im Heimat- und Naturschutz. Seit 1954 arbeitete er an seinem neuen Wohnort Hagen als Verwaltungsangestellter für das Karl-Osthaus-Museum und entwickelte eine rege literarische und heimatkundliche Vortragstätigkeit. Er starb 1995 in Hagen.

Richard Althaus Werk

Literarisches Schaffen

Seine erste literarische Veröffentlichung war 1956 Wie Malepartus unterging. Eine Fuchsgeschichte. Auf zahlreiche lokalbezogene Publikationen folgte 1955 sein Band Ewige Wanderung mit hoch- und plattdeutschen Gedichten und Erzählungen. 1970 erschien Sistus, wiskus, ick kann häxen. Füfftig mehrst lustige Geschichten und 1987 Twiäss düör dat Joahr. Gedichte un Geschichten ut oaller un nigger Tid. Bei dem Band Da ist meine Heimat. Gedichte und Geschichten (o.J.) arbeitete er unter anderem mit Willy Kramp zusammen.

Wer die plattdeutsche Lyrik des „Heimatdichters liest, ist beeindruckt von seinem einfühlsamen Sprachempfinden, das Herzlichkeit, Humor und menschliche Wärme widerspiegelt. Die Darstellungsweise ist von wohltuender Einfachheit, ohne Umschweife auf den Kern gerichtet.“ (Walter Höher)

Althaus publizierte vielfältig in heimatbezogenen, sauerländischen Zeitschriften und war ebenso vertreten in Niederdeutsch heute. Kenntnisse, Erfahrungen, Meinungen (1976), Plattdütsch in Westfoalen (1985) und Iselöihner Platt (1986) sowie jahreszeitlichen Anthologien. Postum erschienen Beiträge von ihm in Op un dial. Plattdüütsch Liäsebauk. Texte und Autoren im südlichen Westfalen (2003) und Lao’ve singen! Plattdeutsches Liedgut im südlichen Westfalen (2009). Bei den LPs Ne Moule vull Platt (1978) und Plattdütsch im Jahreslaup (1988) trat Althaus mit erläuternden Anmerkungen in Erscheinung. Zu nennen sind ferner CD-Dokumentationen über Mundarten im Märkischen Kreis, in denen er als Sprecher fungierte.

Herausgebertätigkeit

Althaus war außerdem als Herausgeber aktiv. Neben Veröffentlichungen aus dem Umkreis des Autorenkreises Ruhr-Mark sind im Bereich des Plattdeutschen exemplarisch zu nennen: Loup op dei Biärge. Diär „Buernkost“ twedder Däil (von Heinz Wever, 1956) und Boa Isen liett un Eiken wasset. Gereimtes und Ungereimtes in märkisch-sauerländischem Platt (1970). Bei Plattdütsch in Westfoalen. ’Ne Sammelunge van liäwende plattdütsche Dichters (1985) war er Mitherausgeber.

Richard Althaus Werk

Vermittler und Organisator

Althaus’ zahlreiche Sachbücher und Bildbände, seine über 1.200 hoch- und plattdeutschen Beiträge und rund 190 Gedichte in Anthologien, Fachorganen, Kalendern und Zeitschriften weisen eine kaum überschaubare Vielfalt an Themen auf. Hierzu gehörte auch sein Engagement für das Plattdeutsche, über das er „ungezählte Vorträge in Mundartzirkeln quer durch Westfalen und die Bundesrepublik“ (Walter Höher) hielt.

Althaus begründete den Niederdeutschen Arbeitskreis in Hagen sowie 1961 den Autorenkreis Ruhr-Mark. Zugleich war er langjähriges Mitglied im Westfälischen Schriewerkring und der Westfölsken Sproakstiee im Westfälischen Heimatbund, der Bevensen-Tagung e. V. und dem Quickborn. Er war außerdem Mitglied der Fachstelle Literatur und Publizistik des Westfälischen Heimatbundes, der Volkskundlichen Kommission für Westfalen und des Westdeutschen Autorenverbandes.

In der Publikation Hagener Köpfe wird Althaus als einer der aktivsten und mutigsten Autoren des Heimatbuches Hagen + Mark (Hagener Heimatkalender) beschrieben. Er habe sich „in allen Phasen sehr aktiv“ an der Verbandstätigkeit beteiligt. „Immer war Richard Althaus nahe am Ursprünglichen. Wie bei der fast ökologischen Naturbeobachtung war der Jung-SGVer […] ein Rebell gegen das Establishment, das damals noch nicht so bezeichnet wurde.“

„Die besondere Wirkung des Menschen Althaus liegt wohl darin begründet, daß er sein literarisches Arbeiten niemals isoliert sehen wollte. Es war immer verknüpft mit Natur- und Heimatschutz und der Erhaltung des Plattdeutschen.“ (Alfred Müller-Felsenburg)

En blanken Disch ut guerrem Baikenholt
stäiht in de Stuawe vüör de hülten Bank.
Kumm män doarin, hie giett kein Proahlen stolt,
un sett di in de Riege fri un frank.

Grip hännig tau, hie es dat schwatte Braut
ut äigem Koarn, et woß am Rauenstäin.
Dat hölt ues ut diäm Huse Sehmacht un Naut
un hölt de Innärn stur un fast biäin.

Schni män de langs diäm Schinken, raut un witt
lach’t hai di aan, dai Kuaste brun vam Rauk.
Hew keine Naut, dat Meß nit hangen blitt,
van binnen es hai at’n Sidendauk.

Noch äint, min Frönd, dai stäinern Kruke doa,
iek roa’ di guett, vergiät dat Drinken nit.
Diäm „Urquell“ aller Fraiden büst du noah,
hai mäkt äist, dat din Iäten Würze kritt.

Dat es Westfoalenart: Alltid am Oallen hangen
(doch auk dat Nigge richteg es bekiken).
Un wann du es ’ne Arbäit hiäst anfangen,
draffst du üm’n Düwel nit terügge wieken.
Un fröihstücken es Arbäit, sundergliken.

Suseken, puseken, waiget de Wind.
Unner diäm Boume
höärst du dat Ruschen,
sühst du dat Waigen
drüöwer un drunner,
danzen un hüppen
hauge im Boum.

Süh, noch en enzigen
Appel doa buawen,
giäl-brun un ripe
kiekt hai di aan.
Aeppelken, kumm duach
vam Boume ganz fixe.
Aeppelken, kumm.

Meinst du dat käme
op biärreln un schmiären?
Kläter duach ropp un
halt di dorunner.
Sühst du, nu fänget
dai Boum an te biewen,
Aeppelken met.

Suseken, puseken, waiget de Wind.
Tueselt dat Aeppelken,
böiget de Twierlen.
Grare taum gripen
büst du iähm noah – –
wupp, hüppet Aeppelken
hännig vam Boum.

Vi suset met Raketen un Üöwerschall in’t All,
dat kosset schwoar Moneten un giett en wahnen Knall.

Dai Moane dait ues locken un Mars un Venus auk.
Doa wätt fix hengetrocken, dai stott ues guett te Bauk.

Bat sind dai paar Milljaunen füör sau’n Projekt füör Geld?
Dat wätt siek äinmoal lauhnen – te klein es ues de Welt.

Et wär wual op de Are noch allerand te daun,
me könn dat Glücke mähren met düesen Milliaun’.

Me könn diän Hunger stillen van Blagen, brun un schwatt,
me könn met Braut un Pillen de Naut stür’n, dat et batt.

Män doafüör es te kriegen kein Stoat, kein Mann, kein Geld.
Dat All wett vi besiegen – te klein es ues de Welt.

Bat es mi dat,
’ne Mule vull Platt?
Dat es en Klang ut oaller Tied,
dat es en sinnig Waigenlied.
Dates ’ne Welt vull Sunnenschien
un well auk widders gar nix sien
as dat:
’ne Mule vull Platt.

Bat lutt sau echt
bi Härens un Knecht?
Dat es de Sproake rein un kloar,
dat es de Trügge ümmerdoar.
Sai kennt kein Strunzen un kein Stoat,
dai Häimet löchet ut diäm Woart.
Dat batt:
’ne Mule vull Platt.

Süh, sau es dat:
’ne Mule vull Platt
dat es as selwstgebacken Braut,
dat kann di tröisten in de Naut.
Dat es vull Lachen fri un frisch
un sitt’ met ues an äinem Disch
apatt:
’ne Mule vull Platt.

Dubbelt düster es de Tid:
gries de Hiemmel
un de Welt sau vull vam Striet.
Koalt dai Hiärten ase Schnäi,
äin Bohäi
üm diän Mammon, üm diän Stoat.
Duach – bu roar en laiwet Woart
füör diän Noaber,
dai alläin es op de Welt,
füör ’ne Frau, dai, knapp met Geld
hiät de Blagen te versuargen –
draff nit denken an dat Muargen.

Muargen kann’t auk di geschaihn,
dat du büst vam Glück verloaten,
dat du löipst op früemden Stroaten
un kein Stärnken sühst am Hiemmel,
im Bohäi
stäihst alläine dann im Schnäi.

Süh, ut koaller, düstrer Nacht
stieget üöwerm Biärge sacht
äinmoal wier de waame Sunne,
schient tau rächter Tid un Stunne
jäidem Mensch dat nigge Lecht
daip in’t Hiärte.
Dat et löchet –
liett bi di, det Hiärguatts Knecht.

Uese Urahnen graweren dat Isen
in diän Biärgen üm uese Duorp.
Eikenholt gaffte Hamerassen,
Baikenholtkoahle dat Füer,
Schmittenfüer.
Vualme un Eilper Bieke
dräiwen dai grauten
Watterriäer, un Kärls as de
Böime
stönnen, füerraut bemoalt,
un schlaigen dat Isen tau Stohl.
Klingenstoahl.

Brannenburger un Prüßen
gafften iähr Fürstenwoart
taum Wuahle van Eilpe.
Neidisch käiken dai Noabers.
Oawer Suorgen dai Härens
un Wiärklü-Trügge
laiten wassen dat Wiärk.
Isenwiärk.

Joahre üm Joahre laipen
in Äiwigkeiten.
Menschen kämen un göngen,
saten Stäin op Stäin.
Unglücke, Krieg un Brand
schmäit dat Schicksal op Eilpe.
Hiärten un Füste oawer wären
stärker as Naut un Daut.
Guattes Siägen lait bestoahn
dat Wiärk.

Literatur

Wie Malepartus unterging. Eine Fuchsgeschichte. Münster 1956

Alte Gassen und Winkel in Iserlohn. Erzählungen. Iserlohn 1956 [mit F. Kühn und U. Fust]

Abenteuer im Schluchtwald. Münster 1957

Heiteres Iserlohn. Gedichte und Geschichten. Iserlohn 1959 [mit F. Kühn und H. Buse]

Ewige Wanderung. Gedichte und Geschichten. Gevelsberg 1966

Sistus, wiskus, ick kann häxen. Füfftig mehrst lustige Geschichten. Münster 1970

Wanderungen im märkischen Sauerland. Lüdenscheid 1975

Alfred Müller-Felsenburg: Richard Althaus 70 Jahre, in: Westfalenspiegel 1975, H. 8, S. 42

Ders.: Gedanken über einfache Dinge! Leben und Werk des Richard Althaus zu seinem 70. Geburtstag, in: Hagener Heimatkalender 1976, S. 289f.

Lüdenscheid. Erzählungen, Anekdoten, alte Bilder. Gummersbach 1977

Hagen in alten Bildern. 2 Bde. Gummersbach 1977f., 1988

Altena. Ein Heimatbuch. Gummersbach 1980

Kreuze, Heilige, Bildstöcke und Kapellen. In Bildern und Texten aus 600 Jahren. Buxheim/Allgäu 1983, 1986

Hubertus Heiser: Richard Althaus 80 Jahre, in: Der Märker 34, 1985, S. 281

Gernot Burgeleit: Dem achtzigjährigen Richard Althaus, in: Heimatbuch Hagen und Mark 27, 1986, S. 89f.

Twiäss düör dat Joahr. Gedichte un Geschichten ut oaller un nigger Tid. Hagen 1987

Obergrüne. Ein sauerländisches Tal. Hagen 1989

Walter Höher: Zum Tod von Richard Althaus, in: Märkisches Jahrbuch 1, 1995, S. 184–186

Ders.: In memoriam Richard Althaus (1905–1995), in: Jahrbuch der Wibbelt-Gesellschaft 11, 1995, S. 67–69

Horst Kniese: Hagener Köpfe, in: Heimatbuch Hagen und Mark 37, 1996, S. 208–215

Da ist meine Heimat. Gedichte und Geschichten. o. J. [mit Willy Kramp und Werner Lürmann]

Vollständige Biobibliografie siehe:
www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/althaus-richard/