Biografie
Richard Althaus wurde 1905 in Iserlohn-Obergrüne als Sohn eines Forstarbeiters geboren. Er wuchs mit seiner Heimatmundart auf. In seiner Kindheit hütete er Kühe auf einem Wittgensteiner Bauernhof. Nach der Volksschule war er Drahtzieherlehrling und Industriearbeiter. Aus dieser Zeit rühren seine umfangreichen handwerklichen Fachkenntnisse, die er in plattdeutschen Rundfunksendungen beschrieb.
„Arbeitslos geworden, musste der für die Geheimnisse der Natur schwärmende junge Richard Althaus – lediglich für Kost und Wohnung arbeitend – wieder in die Landwirtschaft zurückkehren und sich danach als Lagerarbeiter durchschlagen. Die Lust am Lesen prägte sein späteres Leben von Grund auf. Er sagte einmal, er habe die weggeworfenen Bücher der Abiturienten geradezu aufgesammelt. Da habe sich ihm die Welt der Geschichte, Naturwissenschaften und Literatur aufgetan.“ (Walter Höher)
Vielfältige Interessen
Entscheidende Impulse erhielt er zwischen 1920 und 1933 durch die Jugendbewegung. Als Mitglied des Wandervogel, dem er sich früh angeschlossen hatte, und des Sauerländischen Gebirgsvereins eignete er sich auf großen Fahrten und in mehrjährigen Abendkursen gründliche Kenntnisse in Geologie, Astronomie und Botanik an. Diese befähigten ihn, fundierte wissenschaftliche Aufsätze, Erzählungen und schon früh Beiträge im Sinne des Umweltschutzes zur Erhaltung von Natur und Heimat zu verfassen. 1932 zog Althaus nach Lüdenscheid. In Abendkursen betrieb er naturwissenschaftliche und literaturgeschichtliche Studien. Aktives Engagement im Heimat- und Naturschutz. Seit 1954 arbeitete er an seinem neuen Wohnort Hagen als Verwaltungsangestellter für das Karl-Osthaus-Museum und entwickelte eine rege literarische und heimatkundliche Vortragstätigkeit. Er starb 1995 in Hagen.
Literarisches Schaffen
Seine erste literarische Veröffentlichung war 1956 Wie Malepartus unterging. Eine Fuchsgeschichte. Auf zahlreiche lokalbezogene Publikationen folgte 1955 sein Band Ewige Wanderung mit hoch- und plattdeutschen Gedichten und Erzählungen. 1970 erschien Sistus, wiskus, ick kann häxen. Füfftig mehrst lustige Geschichten und 1987 Twiäss düör dat Joahr. Gedichte un Geschichten ut oaller un nigger Tid. Bei dem Band Da ist meine Heimat. Gedichte und Geschichten (o.J.) arbeitete er unter anderem mit Willy Kramp zusammen.
Wer die plattdeutsche Lyrik des „Heimatdichters liest, ist beeindruckt von seinem einfühlsamen Sprachempfinden, das Herzlichkeit, Humor und menschliche Wärme widerspiegelt. Die Darstellungsweise ist von wohltuender Einfachheit, ohne Umschweife auf den Kern gerichtet.“ (Walter Höher)
Althaus publizierte vielfältig in heimatbezogenen, sauerländischen Zeitschriften und war ebenso vertreten in Niederdeutsch heute. Kenntnisse, Erfahrungen, Meinungen (1976), Plattdütsch in Westfoalen (1985) und Iselöihner Platt (1986) sowie jahreszeitlichen Anthologien. Postum erschienen Beiträge von ihm in Op un dial. Plattdüütsch Liäsebauk. Texte und Autoren im südlichen Westfalen (2003) und Lao’ve singen! Plattdeutsches Liedgut im südlichen Westfalen (2009). Bei den LPs Ne Moule vull Platt (1978) und Plattdütsch im Jahreslaup (1988) trat Althaus mit erläuternden Anmerkungen in Erscheinung. Zu nennen sind ferner CD-Dokumentationen über Mundarten im Märkischen Kreis, in denen er als Sprecher fungierte.
Herausgebertätigkeit
Althaus war außerdem als Herausgeber aktiv. Neben Veröffentlichungen aus dem Umkreis des Autorenkreises Ruhr-Mark sind im Bereich des Plattdeutschen exemplarisch zu nennen: Loup op dei Biärge. Diär „Buernkost“ twedder Däil (von Heinz Wever, 1956) und Boa Isen liett un Eiken wasset. Gereimtes und Ungereimtes in märkisch-sauerländischem Platt (1970). Bei Plattdütsch in Westfoalen. ’Ne Sammelunge van liäwende plattdütsche Dichters (1985) war er Mitherausgeber.
Vermittler und Organisator
Althaus’ zahlreiche Sachbücher und Bildbände, seine über 1.200 hoch- und plattdeutschen Beiträge und rund 190 Gedichte in Anthologien, Fachorganen, Kalendern und Zeitschriften weisen eine kaum überschaubare Vielfalt an Themen auf. Hierzu gehörte auch sein Engagement für das Plattdeutsche, über das er „ungezählte Vorträge in Mundartzirkeln quer durch Westfalen und die Bundesrepublik“ (Walter Höher) hielt.
Althaus begründete den Niederdeutschen Arbeitskreis in Hagen sowie 1961 den Autorenkreis Ruhr-Mark. Zugleich war er langjähriges Mitglied im Westfälischen Schriewerkring und der Westfölsken Sproakstiee im Westfälischen Heimatbund, der Bevensen-Tagung e. V. und dem Quickborn. Er war außerdem Mitglied der Fachstelle Literatur und Publizistik des Westfälischen Heimatbundes, der Volkskundlichen Kommission für Westfalen und des Westdeutschen Autorenverbandes.
In der Publikation Hagener Köpfe wird Althaus als einer der aktivsten und mutigsten Autoren des Heimatbuches Hagen + Mark (Hagener Heimatkalender) beschrieben. Er habe sich „in allen Phasen sehr aktiv“ an der Verbandstätigkeit beteiligt. „Immer war Richard Althaus nahe am Ursprünglichen. Wie bei der fast ökologischen Naturbeobachtung war der Jung-SGVer […] ein Rebell gegen das Establishment, das damals noch nicht so bezeichnet wurde.“
„Die besondere Wirkung des Menschen Althaus liegt wohl darin begründet, daß er sein literarisches Arbeiten niemals isoliert sehen wollte. Es war immer verknüpft mit Natur- und Heimatschutz und der Erhaltung des Plattdeutschen.“ (Alfred Müller-Felsenburg)