Biografie
Käthe Averwald wurde 1931 in Escherdorff bei Rheine geboren. Nach ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter arbeitete sie in der Altenpflege. Daneben war sie für verschiedene kirchliche und kulturelle Einrichtungen ehrenamtlich tätig. Sie lebt in Rheine. Neben ihrer literarischen Arbeit verfasste sie zwischen 1994 und 1997 niederdeutsche Kolumnen für das dortige Lokalradio.
1989 gab Käthe Averwald Rausen un Nietteln. Gedichte und Erzählungen in Münsterländer Platt heraus. Im Folgejahr erschien Swalwenleed. Gedichte und Erzählungen in Münsterländer Platt. In der repräsentativen Anthologie Neue niederdeutsche Lyrik (1995) ist sie mit mehreren Gedichten vertreten.
Besondere Aufmerksamkeit erlangte 1999 ihr Band Niee Wiäge. Er spielt in dem fiktiven münsterländischen Ort Ollenkiärken. Erzählt wird die Geschichte einer Familie, beginnend mit Amalie Tomwalde, die nach dem frühen Tod ihres Mannes im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als Waschfrau bei ‚feinen Leuten‘ ihren Sohn Willem allein durchbringen muss, bis hin zu Willems Urenkel Bertram, dessen Lebensweg ihn Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in dasselbe Dorf am Solling zurückführt, in dem sein Urgroßvater aufgewachsen ist. Thematisiert werden gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen, die auf die Lebensumstände Einfluss nehmen. „Niee Wiäge handelt von der Suche nach Lebensmöglichkeiten, nach Arbeit, Partnerschaft, Zukunftschancen und letztlich nach Heimat, sowohl im geographischen als auch im sozialen Sinn, sowohl für die Familie als Ganzes als auch für jeden Einzelnen. Daß dieses Thema ohne sozialromantische Verklärungen und ‚Heimattümelei‘ gelingt, ist […] lobend hervorzuheben.“ (Gabriele Diekmann-Dröge)
„Bis zur Ur-Ur-Großmutter zurück wird die Geschichte einer durchschnittlichen einfachen Familie verfolgt, die sich dadurch auszeichnet, daß sie keine Auffälligkeiten gegenüber Geschichten ähnlicher Familien aufweist. Gerade das macht sie spannend […] Daß der [Alltag] in der gewöhnlichen Sprache der Region erzählt wird, die sich einerseits vorzüglich liest, weil sie auf alles philologische Spezialistentum verzichtet, andererseits sich dem Duktus der tatsächlich verwandten Gebrauchssprache überläßt und so Vertrauen ins Erzählte stiftet, macht eine wesentliche Qualität der Autorin aus, die zwei- oder dreimal mit verständigem Augenzwinkern auf die Vorzüge des Plattdeutschen und plattdeutscher Bücher wie des ihrigen diskret hinweist. Es sind jeweils die rechten Ausdrücke am rechten Platz, wie sie ein gescheiter Sprecher verwenden würde, überall ohne Polemik gegen die Mitmenschen und das Leben und seine oft kurios entwickelten Bedürfnisse und Formen, ohne psychologische Analyse der Oberflächen und der Tiefenstrukturen durch die Verfasserin, ohne ausdrückliche und schulmeisterliche Bewertung von Torheiten und Verbrechen.“ (Franz Schüppen)
Averwald betätigt sich auch als Übersetzerin: So äs de Wellen hüppt an Öwersteene, in: J. Gutsch, M. Pfister (Hgg.): William Shakespeare’s Sonnets. For the first time globally reprinted. A quartercentenary anthology (2009 ). Ihre Übertragung von U. Hollmanns Stoffel lernt spuken/Stoffel läert spöken. Eine Gespenstergeschichte aus dem Münsterland. Mit einer plattdeutschen Übersetzung (2004) erlebte drei Auflagen. Außerdem verfasst sie Beiträge für niederdeutsche und regionale Jahrbücher und Anthologien. Auf der CD Wiehnachtsstään. Lieder zum Advent in Münsterländer Platt (2008) ist sie mit zwei Titeln vertreten.