Biografie
Hermann Landois wurde 1835 als Sohn eines Landgerichtsschreibers in Münster geboren. Nach etlichen Kehrtwendungen in seiner Biografie wurde das später stadtbekannte Original ein hochangesehener Botaniker (Gründer des Münster’schen Zoos) – und Dichter. Einige seiner über 1.000 naturkundlichen Publikationen wurden wegweisend und mehrfach neu aufgelegt. So sein mit Bernard Altum verfasstes Lehrbuch der Zoologie (1868) und das mit Carl Berthold verfasste Lehrbuch der Botanik (1872). Um die Mittel für seine Studien und Unternehmungen aufzubringen, gründete Landois die Zoologische Abendgesellschaft, deren plattdeutsche Theateraufführungen in Münster und über die Stadt hinaus ein Ereignis waren und sich überdies als gute Einnahmequelle erwiesen, um damit den Münster’schen Zoo zu unterstützen. In der Zoologischen Abendgesellschaft gelangten Landois’ eigene Stücke, ein Großteil davon lokal verortete Karnevalspossen, zur Aufführung. Erfolgreich war auch Landois’ Roman über die Figur des Gelbgießers Franz Essing, der das Urbild eines münsterischen Spießbürgers abgibt (Frans Essink, sien Liäwen und Driewen äs aolt Mönstersk Kind. Met Hölpe van ne gelährde mönsterske Aobend-Geselschupp vertellt un herutgiewen, 1874, mehrere Auflagen, Umarbeitungen und Erweiterungen). „Die erste Fassung erschien unter dem Namen von Franz Giese bereits 1875; eine große Anzahl der Kapitel ist aber von Landois geschrieben, der denn auch mit der ihm eigenen Unbefangenheit das ganze Buch für sich usurpierte und 1881 unter seinem eigenen Namen umgearbeitet herausgab. Bei aller Würdigung der Verdienste Gieses um dies klassische Werk der niederdeutschen Literatur muß man doch zugeben, daß es erst durch Landois richtig volkstümlich geworden ist; der Anteil der Autoren an der Idee und am Stoffe läßt sich schwer feststellen.“ (Joseph Otto Plaßmann)
Landois veröffentlichte eine große Zahl sehr erfolgreicher Humoresken in niederdeutscher Sprache, unter anderem: Mönstersk Stilliäwen. Plattdeutsche Vertellsels (1881), Sappholt aus Westfalens Dichterhain oder Mirza Schaffy in Holsken. Neue humoristische plattdeutsche Gedichte von Tonius Happenklang (1885, mit E. Marcus, G. Oexmann, T. Blankenburg, K. Prümer), Mönsterske Chronika mit ut ollen und nien Tiden. Lustige plattdüske Rimsels (1883), Der Prophet Jan van Leyden. König der Wiedertäufer oder: Der Münstersche Bettelstudent. Komische OperettenQuatrologie (1884, Mitwirkung), Krissbetten und Kassbetten oder Unkenschläge von Westfalens roter Erde. Plattdeutsche Gedichte von Natz Kluthentratt und Wolf, Wildgraf von Tecklenburg, Edler von Desenberge und Klusenstein (1885 mit E. Marcus, G. Oexmann, A. Kraus, K. Prümer u. a.), Der Fürstbischöflick Mönsterske Hauptmann Franz Miquel und sine Familje. Lustige … Vertellsels ut de gaude olle un de leigen niee Tid (1892).
Landois wurde von seinem Schüler Hermann Löns als der „volkstümlichste Mann Westfalens“ bezeichnet. Um das Leben dieses nimmermüden Erfinders verrückter Einfälle, der zugleich einer der besten Zecher Münsters gewesen sein soll, ranken sich zahlreiche Legenden und Anekdoten. Am bekanntesten wurde in dieser Hinsicht das Porträt seiner Person in Josef Wincklers Schelmenroman Der tolle Bomberg (1923).