Biografie
Hermann Homann wurde 1899 als Sohn eines Setzers und Korrektors in Warendorf geboren. 1903 zog die Familie nach Münster. 1915 brach er die Lehrerausbildung ab und meldete sich, unter Angabe eines falschen Alters, als Marinefreiwilliger. Bis 1918 diente er als Kriegsfreiwilliger bei der Marine in Flandern. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter in einem Eisenwerk, später als Büroangestellter. 1918 legte er die Abschlussprüfung für das Lehramt ab.
1921 wurde er für eine Tätigkeit im Volksschuldienst zugelassen, fand jedoch zunächst keine Anstellung. Er wurde erneut Hilfsarbeiter in einer Fabrik. Im Umfeld des Arbeitermilieus trat er der Kommunistischen Partei bei und engagierte sich besonders in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend sowie in der Wandervogelbewegung. Aus dieser Zeit stammen erste Gedichtveröffentlichungen in hochdeutscher Sprache im Umfeld der Arbeiterliteratur sowie Sachbuchbeiträge zum Biologie- und Sachunterricht. 1923 wurde er Volksschullehrer in Ahlen. 1927 wechselte er an eine Schule in Gladbeck. Auch hier stand er in Kontakt zur Arbeiter- und Reformschulbewegung.
Engagement für die Laienbühne
An der Gladbecker Schule engagierte er sich für das Laienspiel. Unter anderem fand eine heftig kritisierte Schulaufführung von Ernst Tollers Masse Mensch statt. Nach der Schließung der freien Schule in Gladbeck durch die Nationalsozialisten wurde Homann aus politisch-disziplinarischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen. Von 1933 bis 1936 wohnte er mit seiner Familie in Ostbevern und bezog eine geringe ‚Gnadenrente‘. „Hier stieg er aktiv in die Heimatarbeit der Dorfgemeinschaft ein. Gemeinsam mit seiner Frau rief er einen Singekreis, einen Volkstanzkreis und eine Laienspielschar ins Leben, die im weiten Umkreis Gastspiele veranstaltete und für die er seine ersten plattdeutschen Stücke schrieb. Durch die Erfolge dieser Laienspielschar machte er sich einen Namen in der Heimatbewegung und wurde schließlich von der nationalsozialistischen Kulturverwaltung trotz seiner politischen ‚Bedenklichkeit‘ für das Volksbildungswerk ‚Kraft durch Freude‘ und für die Erwachsenenbildung in Münster herangezogen.“ (Iris Nölle-Hornkamp)
Während der Niederdeutschen Woche in Münster wurde 1938 sein bis heute bekanntestes Stück Hahn giegen Hahn von der Niederdeutschen Bühne Münster uraufgeführt. 1939 wurde Homann zum Militärdienst einberufen. Er war in Frankreich und Flandern stationiert. Nach einer schweren Erkrankung wurde er zur Wehrbetreuung der Marine nach Wangerooge abberufen. Über die Inselwelt der Nordsee verfasste er später mehrere Bücher. In Wangerooge setzte er seine Erfahrungen aus der heimatlichen Kulturarbeit so erfolgreich um, dass ihm (als Nicht-Parteimitglied und Zivilist) die Wehrbetreuung im Gau Westfalen-Nord übertragen wurde. Im Herbst 1943 schloss Homann in Münster Bekanntschaft mit Eugen Roth. Unter dessen Einfluss entstand eine Reihe humoristischer Verse.
Pionier des Schulfunks
Nach dem Krieg – die Familie war 1945 ausgebombt und nach Bad Meinberg evakuiert worden – war Homann erneut Volksschullehrer und außerdem verantwortlicher Mitarbeiter bei der Lesebuchneugestaltung des Landes Lippe. In dieser Zeit begann seine intensive Tätigkeit für den Rundfunk. Von 1946 bis 1948 ging Homann als verantwortlicher Redakteur zum NDR nach Hamburg und leistete hier Pionierarbeit beim Aufbau des neugegründeten Schulfunks. Für diesen gestaltete er über 400 Sendungen, von denen er die meisten selbst schrieb. Nach 1948 kehrte er aus gesundheitlichen und familiären Gründen nach Meinberg zurück. Er blieb jedoch weiterhin freier Mitarbeiter des NDR, von Radio Bremen und besonders der Hörspielredaktion des WDR unter Wilhelm Wahl in den 1960er Jahren. Von 1949 an war Homann erneut Lehrer in Meinberg, zuletzt als Konrektor. Zugleich war er in der niederdeutschen Heimatpflege aktiv. Nach der vorzeitigen Pensionierung (1960) siedelte die Familie 1961 nach Münster-Sudmühle um, wo sich Homann bis zu seinem Tod 1985 intensiv schriftstellerisch betätigte.
Umfangreiches Gesamtwerk
Homanns Gesamtwerk ist umfangreich und breitgefächert. Er debütierte mit ‚Do-it-yourself‘-Büchern – Anleitungen zum Bau von Winddrachen und Freilandterrarien. Später kamen Bearbeitungen von Klassikern der Abenteuerliteratur und Bücher über große Forscher, Abenteurer und Entdeckungsreisende hinzu, die hohe Auflagen erzielten. Für sein Drehbuch zum Film Die Reisen des Captain James Cook erhielt Homann den Kulturfilmpreis des Landes NRW. Auch seine Monographien über die Inseln Borkum, Juist und Wangerooge brachten es auf zahlreiche Auflagen. Die Bildbände Ostfriesland, Die deutsche Nordseeküste sowie Die Ems von der Quelle bis zur Mündung wurden zu Standardwerken. Hinzu kommt das bibliophile Wiedertäuferbuch Drei Käfige am Turm.
Der Hörspiel- und Bühnenautor
Am erfolgreichsten war Homann als Hörspiel- und Bühnenautor. Er verfasste 33 plattdeutsche Hörspiele, die vom WDR, NDR und von Radio Bremen ausgestrahlt wurden. Sie sicherten Homann einen begeisterten Hörerkreis im gesamten norddeutschen Raum. Seine zehn plattdeutschen Bühnenstücke, die vom Schwank und Lustspiel bis zum Volksstück und zur Kriminalgroteske reichen, gehörten viele Jahre zum Repertoire führender Mundart-Theater und Freilichtbühnen, darunter auch des Hamburger Ohnsorg-Theaters. Sein bekanntestes Stück Hahn giegen Hahn wurde über tausend Mal gespielt, allein zweihundert Mal von der Niederdeutschen Bühne Münster. Seine Stoffe orientierten sich zwar an der bäuerlichen und dörflichen Welt, schlossen jedoch realitätsbezogene Themen ein und verzichteten auf vordergründige Romantisierung.
Verbandstätigkeit
Homann war langjähriges Mitglied der Westfäolsken Spraokstiie des Westfälischen Heimatbundes und leitete von 1964 bis 1969 den Plattdütschen Schriewerkring für Westfalen. Für den Heimatbund veranstaltete er unter anderem 1953 Lehrgänge für plattdeutsches Laienspiel auf Haus Burgsteinfurt und seit 1963 die zweimal jährlich stattfindenden Arbeitstagungen auf Haus Welbergen. Besonders war Homann der Niederdeutschen Bühne Münster verbunden.