Hermann HomannHermann Homann1899–1985
Hermann Homann1899–1985Hermann Homann

Biografie

Hermann Homann wurde 1899 als Sohn eines Setzers und Korrektors in Warendorf geboren. 1903 zog die Familie nach Münster. 1915 brach er die Lehrerausbildung ab und meldete sich, unter Angabe eines falschen Alters, als Marinefreiwilliger. Bis 1918 diente er als Kriegsfreiwilliger bei der Marine in Flandern. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter in einem Eisenwerk, später als Büroangestellter. 1918 legte er die Abschlussprüfung für das Lehramt ab.

Hermann Homann

1921 wurde er für eine Tätigkeit im Volksschuldienst zugelassen, fand jedoch zunächst keine Anstellung. Er wurde erneut Hilfsarbeiter in einer Fabrik. Im Umfeld des Arbeitermilieus trat er der Kommunistischen Partei bei und engagierte sich besonders in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend sowie in der Wandervogelbewegung. Aus dieser Zeit stammen erste Gedichtveröffentlichungen in hochdeutscher Sprache im Umfeld der Arbeiterliteratur sowie Sachbuchbeiträge zum Biologie- und Sachunterricht. 1923 wurde er Volksschullehrer in Ahlen. 1927 wechselte er an eine Schule in Gladbeck. Auch hier stand er in Kontakt zur Arbeiter- und Reformschulbewegung.

Engagement für die Laienbühne

An der Gladbecker Schule engagierte er sich für das Laienspiel. Unter anderem fand eine heftig kritisierte Schulaufführung von Ernst Tollers Masse Mensch statt. Nach der Schließung der freien Schule in Gladbeck durch die Nationalsozialisten wurde Homann aus politisch-disziplinarischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen. Von 1933 bis 1936 wohnte er mit seiner Familie in Ostbevern und bezog eine geringe ‚Gnadenrente‘. „Hier stieg er aktiv in die Heimatarbeit der Dorfgemeinschaft ein. Gemeinsam mit seiner Frau rief er einen Singekreis, einen Volkstanzkreis und eine Laienspielschar ins Leben, die im weiten Umkreis Gastspiele veranstaltete und für die er seine ersten plattdeutschen Stücke schrieb. Durch die Erfolge dieser Laienspielschar machte er sich einen Namen in der Heimatbewegung und wurde schließlich von der nationalsozialistischen Kulturverwaltung trotz seiner politischen ‚Bedenklichkeit‘ für das Volksbildungswerk ‚Kraft durch Freude‘ und für die Erwachsenenbildung in Münster herangezogen.“ (Iris Nölle-Hornkamp)

Hermann Homann Werke

Während der Niederdeutschen Woche in Münster wurde 1938 sein bis heute bekanntestes Stück Hahn giegen Hahn von der Niederdeutschen Bühne Münster uraufgeführt. 1939 wurde Homann zum Militärdienst einberufen. Er war in Frankreich und Flandern stationiert. Nach einer schweren Erkrankung wurde er zur Wehrbetreuung der Marine nach Wangerooge abberufen. Über die Inselwelt der Nordsee verfasste er später mehrere Bücher. In Wangerooge setzte er seine Erfahrungen aus der heimatlichen Kulturarbeit so erfolgreich um, dass ihm (als Nicht-Parteimitglied und Zivilist) die Wehrbetreuung im Gau Westfalen-Nord übertragen wurde. Im Herbst 1943 schloss Homann in Münster Bekanntschaft mit Eugen Roth. Unter dessen Einfluss entstand eine Reihe humoristischer Verse.

Pionier des Schulfunks

Nach dem Krieg – die Familie war 1945 ausgebombt und nach Bad Meinberg evakuiert worden – war Homann erneut Volksschullehrer und außerdem verantwortlicher Mitarbeiter bei der Lesebuchneugestaltung des Landes Lippe. In dieser Zeit begann seine intensive Tätigkeit für den Rundfunk. Von 1946 bis 1948 ging Homann als verantwortlicher Redakteur zum NDR nach Hamburg und leistete hier Pionierarbeit beim Aufbau des neugegründeten Schulfunks. Für diesen gestaltete er über 400 Sendungen, von denen er die meisten selbst schrieb. Nach 1948 kehrte er aus gesundheitlichen und familiären Gründen nach Meinberg zurück. Er blieb jedoch weiterhin freier Mitarbeiter des NDR, von Radio Bremen und besonders der Hörspielredaktion des WDR unter Wilhelm Wahl in den 1960er Jahren. Von 1949 an war Homann erneut Lehrer in Meinberg, zuletzt als Konrektor. Zugleich war er in der niederdeutschen Heimatpflege aktiv. Nach der vorzeitigen Pensionierung (1960) siedelte die Familie 1961 nach Münster-Sudmühle um, wo sich Homann bis zu seinem Tod 1985 intensiv schriftstellerisch betätigte.

Umfangreiches Gesamtwerk

Homanns Gesamtwerk ist umfangreich und breit­gefächert. Er debütierte mit ‚Do-it-yourself‘-Büchern – Anleitungen zum Bau von Winddrachen und Freilandterrarien. Später kamen Bearbeitungen von Klassikern der Abenteuerliteratur und Bücher über große Forscher, Abenteurer und Entdeckungsreisende hinzu, die hohe Auflagen erzielten. Für sein Drehbuch zum Film Die Reisen des Captain James Cook erhielt Homann den Kulturfilmpreis des Landes NRW. Auch seine Monographien über die Inseln Borkum, Juist und Wangerooge brachten es auf zahlreiche Auflagen. Die Bildbände Ost­friesland, Die deutsche Nordseeküste sowie Die Ems von der Quelle bis zur Mün­dung wurden zu Standardwerken. Hinzu kommt das bibliophile Wiedertäuferbuch Drei Käfige am Turm.

Hermann Homann Werk

Der Hörspiel- und Bühnenautor

Am erfolgreichsten war Homann als Hörspiel- und Bühnenautor. Er verfasste 33 platt­deutsche Hörspiele, die vom WDR, NDR und von Radio Bremen ausgestrahlt wurden. Sie sicherten Homann einen begeisterten Hörerkreis im gesamten norddeutschen Raum. Seine zehn plattdeutschen Bühnenstücke, die vom Schwank und Lustspiel bis zum Volksstück und zur Kriminalgroteske reichen, gehörten viele Jahre zum Repertoire führender Mundart-Theater und Freilicht­bühnen, darunter auch des Hamburger Ohnsorg-Theaters. Sein bekanntestes Stück Hahn giegen Hahn wurde über tausend Mal gespielt, allein zweihundert Mal von der Niederdeutschen Bühne Münster. Seine Stoffe orientierten sich zwar an der bäuerlichen und dörflichen Welt, schlossen jedoch realitätsbezogene Themen ein und verzichteten auf vordergründige Romantisierung.

Hermann Homann Werk

Verbandstätigkeit

Homann war langjähriges Mitglied der Westfäolsken Spraokstiie des Westfälischen Heimatbundes und leitete von 1964 bis 1969 den Plattdütschen Schriewerkring für Westfalen. Für den Heimatbund veranstaltete er unter anderem 1953 Lehrgänge für plattdeutsches Laienspiel auf Haus Burgsteinfurt und seit 1963 die zweimal jährlich stattfindenden Arbeitstagungen auf Haus Welbergen. Besonders war Homann der Niederdeutschen Bühne Münster verbunden.

In Althoffs Stuoben. Linkerhand is en Fenster, davör steiht en Disk met Stöhle, ne Düör, geihtin die Küerke, an de Wand hangt ‚n paar Beller, un süß is dao noch ao allerhand Husraot, äs he bi Buern to finnen is.

Lina (hät Tassen un Kümpkes upsett‘t un gütt nu Koffee in).
Moder Althoff (siägt herin): So, Lina is de Koffeedisk paraot? (Se schütt en paar Tassen torecht). Du magst di auk nich dreihen und weggen! – Un wo blifft nu dat Mannsvolk?
Jans (schlufft sachte herin): Dat is der all, wat mi sölwst bedreppt.
Moder Althoff: Un wo blifft de Buer?
Jan: De is iäben noch in‘n Höhnerstall gaohn.
Moder Althoff: Wat will he denn in‘n Höhnerstall?
Jan: Nao de Höhner kieken, gleiw ik.
Moder Althoff: Dat weet ik auk, da he in‘n Höhnerstall nich nao de Kalver kiekt, aolle Quaterkopp.
Jans: Un nao den Hahn sall he auk wull kieken.
Moder Althoff: Nu sett di män hen un mümmel dine Knabbeln.
Lina (gütt Jans wat in‘n Kümpken): Marjoh, nu kümmt al de Prütt. Wocht, ick geit hennig nien up.
Jans: Nu geit men to, dat Dicke hät‘t Geld kostet.
Lina: Un denn sall man jä auk en fin Gesicht daovon kriegen, äs man seggt, un dat häst du wull neidig.
Jans: Gliek seggst du Kröte mi noch, ik sall mi aobends Nivea-Kreme, of wat week ik, wu dat Tügs heet, üm‘t Mul schmeeren.
Lina: Worüm auk nich? Un wenn du denn noch dinen Baort met de Draohtschere affkniepen läötst, denn kann wull noch‘n ganz schmucken Käl ut die wärden.
Jans: Un jüst dat sölwtige möß du auk maken, wenn du erst so aolt bist äs ik. Ik glaiw, dat du‘t dann auk neidig häst.
Lina: Hä, Jans, dat du mi sowat wull seggen magst!
Buer Althoff (kümmt herin un hängt sine Müsk an‘n Haken).
Moder Althoff: Meinee, Wilm, du weest doch, dat Koffeedrinkenstiet is. Wo bist du nu wier so lange west?
Buer Althoff (sett sik an‘n Disk, seggt kin Wuort un probeert den Koffee).
Lina: Is he di to kaolt, Papa? – Wocht, ik geit saorts frisken up.
Buer Althoff: Bliv sitten! He is mi warm genog.
Lina: Ik dachte, weil du so‘n grantig Gesicht mökst.
Buer Althoff: Kiek in dinen Koffee, denn fühlst din eegen Gesicht.
Moder Althoff: Wat is denn nu loß, Wilm? Is di ne Lus üöwer de Liäwer kruopen?
Buer Althoff (seggt immer noch niks, denn haut he aower met de Fust up n Disk un seggt los): De Düwel sall den rauden Saotan halen!
Moder Althoff: Watt kürst du dao?
Jans: Ik glaiw, he meint Niehoffs ehren rauden Hahn.
Buer Althoff: Wat denn anners?! Wat hät dat Aos up minen Höhnerhoff to söken? He verdäfft mi dat ganze Höhnervolk, un usen Witten hät he so begaohn, dat de ganze Hals raut von Blot is.
Moder Althoff: Dat sall jä wull mansken vüörkuemen, dat de Hahnens sik an de Köppe krieget, daovüör mott man se iärbens to dat unwiese Mannsvolk riäken.
Buer Althoff: Ik will düt Jaohr ne reine Tucht hebben. Ik häff mi de Leghorns toleggt, weil da de beste Rasse is, de‘t up de Welt un in Amerika gifft, un nu sall mi dat früemde Aos nich de Rasse verbastern.
Moder Althoff: Mein Gott, Wilm, se könnt ehren Hahn doch nich an de Kiere leggen.
Buer Althoff: Wu se dat makt, is mi egal, ik will dat Dier nich mähr up‘n Hoff häbben.
Moder Althoff: Ick weet üöwerhaupt nich, wat du up eenmaol met de Höhner häst. Dat is doch alltiet Fraulütsarbeit west, füör de Höhner to sorgen, un nu mäkst du up eenmaol en Bewiähr daomet, äs wenn‘t üm Piärde un Ossen gönk. Un ik mein, en Buer hät auk wull annere Arbeit up‘n Hoff, äs ächter früemde Hahnen to spioneeren.
Buer Althoff: Du küerst wier so klook, äs du‘t kannst. Ik häff iärben Spaß an de Diers, un denn is de Tiet auk vüörbie, wo‘t up‘n Buernhoff utsaog äs in‘n Zologschen Gaoren. Wi hollt nu wat up de Rasse, un füör allen Dingen will ik nu reine Bruteier häbben.
Jans: Dao bin ik auk füör, süß kriegt we antlest witte Leghorns met Summersprossen.
Lina: Papa, wi paßt jä auk up, äs du dat seggt häst. Ich häff den Hahn van muorgen all tweemaol wegjagt.
Buer Althoff: Un wenn he nu dreimaol hier west is?
Jans: Ik häff auk uppaßt, Buer, äs ik in‘n Schoppen an‘t Holtsagen was. Ik häff seihn, wu Lina den Hahn wegjagede, un ik kann‘t betügen: et is der waraftig nix passeert.
Moder Althoff: Ik weet nich, wu du di dat denkst, Wilm. Du sallst jä dine reinen Bruteier häbben, aower wi könnt nich den ganzen Dag up‘n Hoff Schildwache staohn, daofüör häfft wi to viel Arbeit. (Se steiht up) Dat Beste wärd sin, du küerst äs met Niehoffs Anton, off he dao nix dran maken kann.
Buer Althoff: Met Niehoffs Anton küern! Sall he de Hiege viellicht üöwer Nacht tein Meter hauger wassen laoten?
Moder Althoff: Jä, denn weet ik et auk nich. (Geiht aff).
Lina (stellt de Tassen bineene): Mak di män kine Suorgen mähr, ik sall wull uppassen.
Jans: Un ik sin jä auk mehrstiet up‘n Hoff, un ik schmiet em en Bengel in‘t Krüz, wenn he nich in sin Revier blifft. (He geiht aff und seggt do Lina:) Wenn de beiden Aollen iärst wüssen, dat dao noch so‘n Niehoffs Hahn is, de mansken up usen Hoff kümmt, o Här, o Här!
Lina: Dat du di unnersteihst un wat seggst! (Beide aff).
Buer Althoff (ett ‚ne Wiele still sine Knabbeln, dao hüört man buten en Hahn kreihen): Dao is dat verdammte Aos wier! (De Hahn kreiht nochmaol). Aes wenn he mi öhmen wull! (He mäkt dat Fenster sachte up). Dao sitt de raude Saotanshahn up mine Paorte, äs wenn he Küening up minen Hoff wäör. (He nimmt vüörsichtig sinen Holsken von‘n Foot, häölt ut, so wiet he kann un smitt em düör‘s Fenster; man hüört den Hahn twee-, dreimaol wild kakeln, dann is et still).
Jans (is unnerdessen in de Stuobe kuemen un hät ächter den Buern staohn): Druopen!! – Den häst druopen, Buer!! Ik gratleer di to den gutten Schuß.

Literatur

Hahn giegen Hahn [oder: De Üöwerlaiper]. Kummedie met Mord un Dautschlag in drei Uptögen. Warendorf 1938

Settken geiht in’n Dienst. Ein lustiges Spiel für Mädchen. Warendorf 1948

De Katte is daut. Lustig Spiell in eenen Akt. Verden-Aller 1950

Frien is kin Piärkaup. Buernschwank in eenen Akt. Verden-Aller 1950

Jugendborn. Lesebuch. Hg. vom Westf.-Lipp. Lehrerverband für die Schuljahre 3/4-7/9. 1953f.

De Twiärsbrenner. Plattdeutsches Lustspiel in vier Akten. Warendorf 1955

Dat veerte Geboot. Plattdeutsches Drama in fünf Akten. Nach der gleichnamigen Erzählung von Augustin Wibbelt. Warendorf 1956

Das große Buch abenteuerlicher Erzählungen. Stuttgart 1958

Piratenschiff voraus! See- und Abenteuergeschichten. Stuttgart 1959

De Iärfschopp I. Nach Augustin Wibbelt [um 1965 als Textbuch masch. vervielfältigt]

Zurück zur Natur! Ein niederdeutsches Kabarett. Verden/Aller 1968

Lünninge sind auk Mensken. En Stück Familjenliäben in drei Uptöge. Verden/Aller 1970

Jedereene hät sine Tiet. Zehn plattdeutsche Hörspiele und Bühnenstücke. Münster 1979

Georg Forster: Entdeckungsreise nach Tahiti und in die Südsee 1772–1775. Neu hg. und bearb. Tübingen 1979

Iris Nölle-Hornkamp: Hermann Homann (1899–1985). Zu Leben und Werk, in: Jahrbuch der Wibbelt-Gesellschaft 9, 1993, S. 96–113

Vollständige Biobibliografie siehe:
www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/homann-hermann/