Gregor Schwake1892–1967Gregor Schwake
Gregor Schwake1892–1967Gregor Schwake

Biografie

Gregor Schwake wurde 1892 als Theodor Schwake in Emmerich geboren. Nach dem Abitur trat er 1911 in die Benediktinerabtei Gerleve ein. Er betrieb philosophische und theologische Studien in Maria Laach und Gerleve. 1917 erfolgte seine Priesterweihe. Ab 1920 studierte er Musikwissenschaft an der Universität Münster. 1923 wurde er mit einer Dissertation zur Geschichte des Orgelbaus promoviert. Im selben Jahr begann seine kirchenmusikalische Schulungs- und Vortragstätigkeit, die ihn in die Schweiz, nach Österreich und ins ehemalige Jugoslawien führte.

1941 erfolgte im Rahmen des nationalsozialistischen Klostersturmes die Vertreibung des Benediktinerkonvents aus der Abtei Gerleve. 1943 wurde Schwake von der Gestapo verhaftet und wegen „offener und versteckter“ Hetze gegen den Staat inhaftiert. 1944 wurde er in das KZ Dachau überstellt. Dort übernahm Schwake die Leitung des Priesterchores des KZs. Während seiner Inhaftierung schrieb er viele Gedichte und komponierte im September 1944 die Dachau-Messe, die am 24. September 1944 in der Kapelle des Pfarrerblocks uraufgeführt wurde. Nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau wirkte Pater Gregor ab 1945 als Seelsorger in der Pfarrei Ettenkirch bei Friedrichshafen.

In der Abtei Gerleve sowie im Münsterland und am Niederrhein veranstaltete Schwake zahlreiche plattdeutsche Liederabende. So wurde er weithin als ‚Der singende Pater‘ bekannt. Zudem gründete er die Sing- und Spielschar Gerleve und begann, Theateraufführungen einzustudieren. Seit 1949 veröffentlichte er auf Drängen des Westfälischen Heimatbundes seine in westfälischer Mundart verfassten Gedichte. Zu diesen hatten ihn auch die Gedichte seines Großonkels Augustin Wibbelt angeregt. Schwake schrieb 17 plattdeutsche Theaterstücke, die im Rundfunk (NWDR, später WDR) ausgestrahlt wurden, darunter auch Der gestohlene Pastor nach einer Erzählung von Heinrich Luhmann in einer Textfassung von Hermann Homann. Die Theaterstücke gelangten auch auf niederrheinischen und westfälischen Freilichtbühnen zur Aufführung. Schwake starb 1967 in Billerbeck (Abtei Gerleve).

Gregor Schwake

„Vieles von dem, was uns die jüngste liturgische Erneuerung gebracht hat, […] hat Pater Gregor bahnbrechend vorangetrieben.“ (Basilius Senger) 1929 veröffentlichte Schwake das Heft Volkshochamt in grundlegender liturgischer Form, das über eine Millionen Mal verkauft wurde. Im März 1935 erhielt er eine Audienz bei Papst Pius XI. zum Stand der liturgischen Erneuerung. Schwake vertonte zahlreiche Gedichte von Augustin Wibbelt, die 1923 in Dülmen zur Uraufführung gelangten. Außerdem vertonte er neben eigenen Texten auch Gedichte von Ferdinand Zumbroock (1816–1890), Anton Aulke und ein Weihnachtsspiel von Friedrich Castelle. Er war, wie es heißt, davon überzeugt, „dass sich das Plattdeutsche leichter bewahren ließe, wenn es gesungen werde und deshalb eingängiger sei“ (Senger).

Gregor Schwake Werk

Wo einst Sankt Ludger
Lehrend geschritten,
Anna Kafhrina
Schauend gelitten,
Münster- und Niederland drücken die Hände,
Felder sich breiten im Hügelgelände,
Wo geht die Straße seit Urzeit vorbei:
Dort grüßt die hohe, die stille Abtei.
Gerleve bietet dir Gruß.

Tönt von den Türmen
Glockengeläute,
Trauervoll gestern,
Freudenvoll heute,
Hymnus und Psalm am Altäre erklingen,
Bittend und preisend zur Höhe sich schwingen.
Du –, der Heimat und mehr noch verlor,
Deiner gedenkt der betende Chor.
Gerleve bietet dir Gruß.

Heiliger Josef,
Dir wir vertrauen,
Winfried und Ludger,
Auf euch wir bauen.
Eurer, der stillen Abtei sei beschieden,
Insel zu sein und ein Garten voll Frieden! –
Frieden, der einzig die Seele beglückt,
Bruder, den geb' dir Sankt Benedikt!
Gerleve bietet dir Gruß.

Baumbiärgeland, Baumbiärgeland,
Du bis en prächtig Land.
Up Biärg un Daal de Sunnenschien,
De Höff un Hüse blank un fien.
Den Gaitlink hör ik singen.
De helle Biäck in’n Wieskengrund,
In’n Gaorn de Biomen giäll un bunt.
Von’n Duorp de Glocken klingen.
Süh ik an’n Hag de hausen blaihen
Un buoben witte Wolken weihen,
Ik gröt di, prächtig Land,
Du prächtig Heimatland.

Baumbiärgeland, Baumbiärgeland,
Du bis en fruchtbar Land.
Do ligg de Aer so fett un swatt,
De Wieske graut un grön un satt
In Sunnenschien un Riägen.
Do sühst du swoare Rind un Kaih,
Un stolte Piärd haalt Frucht un Hei.
Is dat en Guottessiägen.
Laot us den Häer in’n Himmel danken,
Guottsluof sall Hus un Hoff ümranken!
Ik gröt di, fruchtbar Land,
Du fruchtbar Heimatland.

Baumbiärgeland, Baumbiärgeland,
Du bis en hillig Land.
Du häs Süni Ludger stiärwen seihn.
Sin Süster Gerburg fromm und rein
Hät hier den Himmel wunnen.
Kathrina Emmrik so gering,
Maria Droste Vischering
Häfft hauge Gnade funnen.
Ut Kiärken, Klöster un Kapellen
Flött Guottes Luof in vullen Wellen.
Ik gröt di, hillig Land,
Du hillig Heimatland

Slaop, min Kindeken, slaop!
Von’t Kloster klingt de Stunnenslag,
Vörbi is wier en Guottesdag,
De Münke singt den Aobendchor,
Din Moder summt di’t lies in’i Ohr:
Salve Regina … .
Slaop, min Kindeken, slaop!

Slaop, min Kindeken, slaop!
Maria stigg von’n hangen Thron,
Se will in alle Hüse gaohn,
Se kümp herin met’t Jesukind.
O datt wi rechte Wörde find'!
Salve Regina …
Slaop, min Kindeken, slaop!

Slaop, min Kindeken, slaop!
Süh, alle Engelkes fleigt herbi,
Se singt met schöne Melodie.
Von’n Himmel glitt en güllnen Schien
In use Hiätt, in min un din.
Salve Regina…
Slaop, min Kindeken, slaop!

Flennig sin’ck vanda torächt
in mienen Krankenbedde.
Wat sall ich dohn? Ick rope: Här,
ut Naut und Pien us redde!

„Den Küenink, de an’t Kuemen is,
wi willt Em trü affwaochten.“
So raipen vüör fiefdusend Jaohr
de Mensken, de Em sochten.

Un nu is wier Advent Dat föhlt
die Gueden un de Slächten.
Ji Wolken, riängt Em us beraff;
daut, Hiemel, den Gerächten!

Vigelett antrocken, fonk dat Jaohr
demödig an to dagen.
Dao häör ick den Marienleed
in hellen Ton anslagen.

Maria kümp in’n sneiwitt Kleed,
will us vüör Wiehnacht seggen,
üm Guottes willen alle Sünn’,
all Leigheit asstoleggen.

Un sin’ck auk arm und krank – dat helpt
den rächten Wägg mi gaohen.
Maria, aohne Makel, laot
Versöhnung mi bestaohen!

Karfriedagg! Met de blauten Föt’
gaoht se, dat Krüß to ähren.
Karfriedagg, slao an use Hiätt,
daoh us dat Rächte lähren.

O Här, Du büs an’t hatte Krüß,
ick sin an’t Bedde bunnen.
Dat bietken, wat ick lieden mott,
legg ick in Diene Wunnen.

Du stärws, mien Här, Du stärws för us.
Söllt wi den Daud dann fröchten?
Laot, leiwe Här, up usen Daud
Dien hillig Stiärwen löchten!

Ich häör düör’t laosse Fenster hell
de Osterklocken brusen. –
Wao bleef, o Hölle, diene Macht,
o Daud, wao bleef dien Grusen?

De Här is van den Daud upstraohn
un löcht äs dusend Sunnen.
Den gröttsten Sieg in alle Tied,
o Här, den häs Du wunnen!

Düör Dienen Sig, Här Jesu Christ,
sall auk mien Graff upspringen.
Un wenn wi met Di upstaohn sind,
willt ewig wi luowsingen.

Literatur

Vandage. Gedicht. Münster 1952

Dat Kiärkenjaohr bi’n kranken Menschen. Gedichte. Münster 1952

Clemens Herbermann: Gregor Schwake lebt fort in seinen Liedern, in: Westfalenspiegel 1967, H. 8, S. 35

Totenchronik aus Gerleve. P. Gregor Schwake OStB. Gerleve 1967

Basilius Senger: Pater Gregor Schwake 1892–1967, in: Erbe und Auftrag, Jg. 43, 1967, S. 498–500

Pickers: Andere Menschen froh machen. Pater Gregor Schwake O.S.B. Emmerich 1992

Mönch hinter Stacheldraht. Erinnerungen an das KZ Dachau. Hg. von M. Albert. Münster 2005

M. Albert: Pater Gregor Schwake – Mönch, Musiker und Dichter, in: Heimatpflege in Westfalen 18, 2005, 2, S. 1–12

Vollständige Biobibliografie siehe:
www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/schwake-gregor/