Biografie
Ferdinand Zumbroock wurde 1817 als Sohn eines Oberlandesgerichtsrats in Münster geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums widmete er sich zunächst der Landwirtschaft, gab diese Tätigkeit jedoch auf, um ab 1851 am Münsterischen Anzeiger mitzuarbeiten. In der Hauptsache aber lebte er „als Privatmann“, der „sich ganz seinen litterarischen Neigungen hingab“ (Deutsche Biografie). Der „gemütliche“ und „behäbige“ Privatier starb 1890.
Wirkungsgeschichte
Zumbroock ist einer der bekanntesten münsterländer Dialektdichter. Er war ein Mundartdichter alter Schule, der Schwänke und Döhnkes über das dörfliche Volksleben schrieb, „zum Teil auch mit erhobenem Zeigefinger; aber er füllt sie mit der behaglichen Wirklichkeit des Münsteraner Bürgeralltags“ (Renate von Heydebrand). Das Personal seiner Werke besteht aus Münsterischen Haustöchtern und Kindermädchen, Unteroffizieren und dummen Bauern, sie handeln „von der Unterhaltung in Teegesellschaften, Kaffeehäusern und Bierwirtschaften“ (Albert Haas-Tenckhoff). Ein Porträt in der Kölnischen Volkszeitung beschreibt Zumbroock 1869 als „echten“ Volkspoeten und „frischen, fröhlichen, kräftigen Schalk, der nur selten den Nagel n i c h t auf den Kopf“ getroffen habe. Als Lyriker hielt sich Zumbroock streng an Versmaß und Rhythmus. Für mehrere seiner Lieder erfand er auch Melodien, andere schrieb er zu bekannten musikalischen Vorlagen. „Er schildert das Leben ohne Aufregung, ohne Probleme, wie es die satte Behaglichkeit des Münsterischen Bürgers sah. Keine himmelhochjauchzende Liebe, kein verzehrender Gram spricht aus seinen Liedern, sondern eine zufriedene Selbstgenügsamkeit, welche das Leben nur von der genießerischen Seite auffaßt, ohne die Blicke höher zu richten.“ (Wolfgang Stammler)
Zahlreiche Auflagen
Seine dreibändigen Poetische Versuche in westfälischer Mundart erfreuten sich besonderer Beliebtheit. Der erste Band aus dem Jahre 1847 erlebte mit Zusätzen mindestens zwölf Auflagen, Band zwei nebst einem Anhange, enthaltend Lieder mit Melodien (1840) mindestens fünf Auflagen. 1857 ließ Zumbroock Neue poetische Versuche, nebst einem Anhange enthaltend Lieder, Melodien in westfälischer Mundart folgen. An seinen Gedichten wurde ein „ungekünstelter Humor“ und eine „frische, lebendige Darstellung“ geschätzt sowie eine Versiertheit „in der Behandlung des heimischen Idioms“, die auch von „berufener Seite anerkannt“ worden sei (Deutsche Biografie). In repräsentativen Anthologien wie H. Hartmanns Schatzkästlein westfälischer Dichtkunst in hoch- und plattdeutscher Sprache (1885) sind Zumbroocks niederdeutsche Gedichte ebenso zu finden wie in Wilhelm Uhlmann-Bixterheides Die Rote Erde. Ein Heimatbuch für Westfalen (1934) und anderen populären ‚Hausbüchern‘.