Anton AulkeAnton Aulke1887–1974
Anton AulkeAnton Aulke1987–1974

Biografie

Anton Aulke wurde am 14. Juli 1887 in Senden geboren. Früher Tod des Vaters. Im Elternhaus wurde fast ausschließlich Platt gesprochen. „In Senden liegen die Wurzeln fast meiner gesamten platt­deutschen Dich­tungen, nicht nur der Prosa, sondern auch der meisten Gedichte und Hörspiele“ – so der Autor. Das Niederdeutsche bezeichnete er entsprechend als seine Muttersprache. Aulkes sprachliche Begabung wurde früh erkannt. Ab 1909 erhielt er Privatunterricht beim Sendener Geistlichen. Dies ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasium Laurentianum in Warendorf (1903-1908). Nach dem Studium der Altphilologie in Münster und Breslau legte er 1913 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt (Deutsch, Latein, Griechisch) ab. Im Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger am Frankreichfeldzug teil. Eine Verwundung führte zu einer lebenslangen Gehbehinderung.

Er war zunächst Gymnasiallehrer in Paderborn und Rheine, bevor er von 1929 bis zu seiner Pensionierung als Studienrat am Gymnasium Laurentianum in Rheine unterrichtete.
Über seine Beziehung zu Warendorf schreibt er in sei­nem Bändchen Münsterland: „Ein großer Teil dieses Bändchens ver­sucht die Eigen­art der Stadt Warendorf und den Reiz der sie umge­benden Land­schaft ins Wort zu bannen. Das ist erklärlich, da ich, seit ich die Stadt Warendorf im April 1903 zum ersten Mal betrat, viele Jahrzehnte gern darin gelebt habe. Sie ist mir zur zweiten Heimat geworden.“ Aulke starb am 19. Dezember 1974 in Warendorf. Dort ist eine Straße nach dem mit vielen Preisen ausgezeichneten Autor benannt.

Das Niederdeutsche

Nach Anfängen in hochdeutscher Lyrik war, inspiriert durch das Werk Augustin Wibbelts und Karl Wagenfelds, der Schelmenroman Nies 1936 sein erstes platt­deutsches Buch. Die mit viel Lokalkolorit gespickten Dorfge­schichten spielen ohne viel Tiefgang vor überwiegend heiterer Fassade und sind, wie der Untertitel sagt, „en plas­seerlik Bok van Buren, Swien, Spök, hauge Härens un en unwiesen Kerl“. „… [E]rst das Schaffen seiner mittleren Lebensphase lässt ihn zu einer unverwechselbaren dichterischen Stimme werden. Sein Schelmenroman Nies leitet 1936 diese Periode ein“ (Klaus Gruhn). In seiner „Muttersprache von der epischen Großform des Romans bis zu Kleinformen der Kurzgeschichte und Anekdote [findet er] einen eigenen Ton und wird so zu einem herausragenden Vertreter der plattdeutschen Literatur im 20. Jahrhundert.“ (Ebd.) „Aulke beschreibt eine bäuerliche Lebenswelt, die heute vergangen ist. Aber das augenzwinkernde Aufdecken menschlicher Schwächen, liebenswürdiger Begrenztheit und bodenständiger Lebensklugheit hebt die Geschichten für den heutigen Leser über zeit- und sozialgeschichtliche Bedingtheiten hinweg in eine zeitlose Allgemeingültigkeit.“ (Ebd.)

Anton Aulke

Weiteres Schaffen und Hörspiele

Eine größere Anzahl an Erzähl- und Lyrikbänden folgte bis 1972. Sie erzielten teilweise hohe Auflagen und sind geprägt von augenzwinkerndem Humor, heiterem Tiefsinn, Anekdotischem, Betrachtungen über die Natur und Stimmungsbildern. Große Popularität erreichte Aulke über das Radio. Allein zwischen 1954 und 1962 wurden 16 Hörspiele von ihm ausgestrahlt, die überwiegend heitere Stoffe thematisieren. Als Herausgeber, Bearbeiter von Texten anderer westfälischer Autoren, Verfasser von Features und Rezensionen entfaltete Aulke eine ungemeine Produktivität.

In’n August

So still de Luft, kin Windken weiht,
wiet up de Hüöw de Hahnens kraiht.

De Bur baut üm dat Stoppelfeld –
färn ligg de wilde, bunte Welt.

En Jüngsken fleit’t sick dör den Sand,
dat Süsterken an siene Hand.

Up iähre Haor – dao löcht en Kranß:
Se hewt Vakanß, se hewt Vakanß.

Ick dreih mi in en Busk harin –
wat wiäd so siälig mi to Sinn?

Dao spielt en Blinnemolkenvolk,
ne blaoe, himmelblaoe Wolk –

Um blaoe Klockenblomen viel
Geiht still dat hiemelblaoe Spiel.

Sunk hier de Hiemel up de Är?
In Blomen ligg un släöpp de Friär. –

Nao Hus

Ick gong nao Hus ut de wiede Welt –
dao lachte mien Düörpken ut Busk un Feld.
De Spraolen kriölden, de Leewinge süngen,
in alle Hiegen de Knoppen sprüngen.
Un et wuor mi so eegen un week üm de Buost,
van’n Hiäten – dao sprung mi ne steenhatte Giewel –
Wat lachst du so froh ut en güldenen Niewel,
wat ümflügg di so söt äs van Rausen en Rüek,
wat glämmert de Schiewen an Stuobens un Küek!
Un de Swälwkes, e jagt sick – kirrewitzdi – üm’t Dack,
de Käöttkes, de quieket un willt iähr Gerack,
dat Höhnervolk kackelt, de Hahn kraiht so hell,
twee Lüninge schimpt sick un wiillt sick an’t Fell,
up de Wiärkstiär de Sag geiht, de Naober kläöfft Holt,
pielup ut den Schuotsteen de Damp stigg so stolt.
Un de Linn achter’n Huse – de weigt sick in’n Win
un singt met Gebruse: „Wao wäörst du, mien Kind?
Wao bleewst du so lang doch, wi waocht all up di,
dien Vader un Moder, dat Rürken un wi,
de Baim un de Blomen, de Klocken up’n Taon –
wt hes du so lang in de Früemde doch daohn?”
Un dao staoh ick an’t Hus all, de Klink drück ick sacht –
alle Stuobens un Kammern entiegen mi lacht.
Wat bliekst du, mien Flöcksken, du käffkige Dier?
O Vader un Moder, ick in jä de wier!

Literatur

Fern leuchtet ein Land. Gedichte. 1904

Der Wanderer. Neue Dichtungen. 1919

Verloren ist das Schlüsselein. Ein Liederbuch der Liebe. 1927

Nies. En plasseerlick Bok van Buren, Swien, Spök, hauge Härens un en unwiesen Kerl. 1936; 6. Aufl. Münster 1982

De Düwel up’n Klockenstohl un annere Vertellßels ut’t Mönsterland. Erzählung. 1940

Nao Hus. Plattdeutsche Gedichte. 1951

Mönsterlandsiängen. Komp. von G. Schwake. o.O. ca. 1952

Unner de Eeken. Plattdeutsche Gedichte. 1955

Plasseerlicke Kunnen. Geschichten van Buren, un annere westfäölske Lüh. 1956

Siskus, Wiskus. Ne lustige Kummerrig in eenen Uptogg. Lustspiel. 1957, 10./11. Aufl. 1983

Twillinge. En plasseerlick Spiel ut de guede aolle Tied. 1956

Wenn aolle Schüren briänt. Plattdt. Lustspiel. 1961

Nobiskrog. En Spiël tüsken Liäben un Daud. Plattdeutsches Bühnenspiel. 1961

En Kranß för di. Gedichte. 1963

Münsterland. Gedichte. 1967

De wunnerlicke Nachtreis‘ un annere mehrst lustige Geschichten. 1972

De Geldbül. Plattdeutsches Lustspiel in sechs Bildern. o.J.

postum: Anton Aulke Lesebuch. Zsgest. und mit einem Nachw. v. Klaus Gruhn. 2011

Vollständige Biobibliografie siehe:
www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/aulke-anton/