Biografie
Anton Aulke wurde am 14. Juli 1887 in Senden geboren. Früher Tod des Vaters. Im Elternhaus wurde fast ausschließlich Platt gesprochen. „In Senden liegen die Wurzeln fast meiner gesamten plattdeutschen Dichtungen, nicht nur der Prosa, sondern auch der meisten Gedichte und Hörspiele“ – so der Autor. Das Niederdeutsche bezeichnete er entsprechend als seine Muttersprache. Aulkes sprachliche Begabung wurde früh erkannt. Ab 1909 erhielt er Privatunterricht beim Sendener Geistlichen. Dies ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasium Laurentianum in Warendorf (1903-1908). Nach dem Studium der Altphilologie in Münster und Breslau legte er 1913 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt (Deutsch, Latein, Griechisch) ab. Im Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger am Frankreichfeldzug teil. Eine Verwundung führte zu einer lebenslangen Gehbehinderung.
Er war zunächst Gymnasiallehrer in Paderborn und Rheine, bevor er von 1929 bis zu seiner Pensionierung als Studienrat am Gymnasium Laurentianum in Rheine unterrichtete.
Über seine Beziehung zu Warendorf schreibt er in seinem Bändchen Münsterland: „Ein großer Teil dieses Bändchens versucht die Eigenart der Stadt Warendorf und den Reiz der sie umgebenden Landschaft ins Wort zu bannen. Das ist erklärlich, da ich, seit ich die Stadt Warendorf im April 1903 zum ersten Mal betrat, viele Jahrzehnte gern darin gelebt habe. Sie ist mir zur zweiten Heimat geworden.“ Aulke starb am 19. Dezember 1974 in Warendorf. Dort ist eine Straße nach dem mit vielen Preisen ausgezeichneten Autor benannt.
Das Niederdeutsche
Nach Anfängen in hochdeutscher Lyrik war, inspiriert durch das Werk Augustin Wibbelts und Karl Wagenfelds, der Schelmenroman Nies 1936 sein erstes plattdeutsches Buch. Die mit viel Lokalkolorit gespickten Dorfgeschichten spielen ohne viel Tiefgang vor überwiegend heiterer Fassade und sind, wie der Untertitel sagt, „en plasseerlik Bok van Buren, Swien, Spök, hauge Härens un en unwiesen Kerl“. „… [E]rst das Schaffen seiner mittleren Lebensphase lässt ihn zu einer unverwechselbaren dichterischen Stimme werden. Sein Schelmenroman Nies leitet 1936 diese Periode ein“ (Klaus Gruhn). In seiner „Muttersprache von der epischen Großform des Romans bis zu Kleinformen der Kurzgeschichte und Anekdote [findet er] einen eigenen Ton und wird so zu einem herausragenden Vertreter der plattdeutschen Literatur im 20. Jahrhundert.“ (Ebd.) „Aulke beschreibt eine bäuerliche Lebenswelt, die heute vergangen ist. Aber das augenzwinkernde Aufdecken menschlicher Schwächen, liebenswürdiger Begrenztheit und bodenständiger Lebensklugheit hebt die Geschichten für den heutigen Leser über zeit- und sozialgeschichtliche Bedingtheiten hinweg in eine zeitlose Allgemeingültigkeit.“ (Ebd.)