Alfons SchenkeAlfons Schenke1940–2001
Alfons Schenke1940–2001Alfons Schenke

Biografie

Alfons Schenke wurde 1940 in Heiden/Kreis Borken als jüngstes von zwölf Kindern eines Bahnbeamten geboren. Er besuch­te das Borkener Gymnasium und studierte von 1959 bis etwa 1965 Germanistik und Theologie an den Universitäten Münster, Innsbruck und Köln. Nach dem Staatsexamen arbeitete er zunächst als Lektor beim Verlag Kiepenheuer & Witsch in Köln und ab etwa 1970 als Lehrer an ei­nem Kölner Gymnasium. In den 1960er Jahren veröffentlichte er neben hochdeutschen auch plattdeutsche Gedichte. Sie erschienen unter anderem in der ostniederlän­disch-westfälischen Literaturzeitschrift Weerwoord, im Jahrbuch des Krei­ses Borken, im Westfalenspiegel und in der Anthologie alles plat(t) (2002).

Alfons Schenke

Schenke machte sich besonders als Autor humoristischer niederdeut­scher Hörspiele einen Namen. 25 Hörspiele wurden zwi­schen 1967 und 1991 von nord- und westdeutschen Radiosendern ausgestrahlt. Daneben erschien eine plattdeutsche Komödie unter dem Titel Hochtied up de Brügge (1983). Bereits Anfang der 70er Jahre hatte er zwei Kinder­bücher auf Hoch­deutsch publiziert: Sigis Luft­post. Eine ungewöhnliche aber be­stimmt wahre Geschichte einer Kin­der- und Familienfreundschaft (1971, 2. Aufl. 1972) sowie Tante Pollis Ferienkinder (1972). Schenke starb 2001 in Köln.

Alfons Schenke gehörte zur kleinen Gruppe niederdeutscher Schriftsteller, die sich von einer „volkstümlichen und lustigen“ Heimat­dichtung lossagte. Er steht hier „in einer Reihe mit anderen ‚modernen‘ westfälisch-plattdeutschen Autoren, z. B. Siegfried Kessemeier, Norbert Johannimloh, Peter Kuhweide, Ottilie Baranowski, Albert Rüschenschmidt und Georg Bühren – allerdings mit dem Unterschied, dass Schenke als Lyriker bereits nach wenigen Jahren verstummte, vielleicht, weil die Nach­frage nach seiner Art zu schreiben nicht eben groß war“ (Ludger Kremer). Bei seinem Versuch, sich an die neue Dialektliteratur und die lyrische Moderne anzuschließen, standen einerseits Norbert Johannimloh, andererseits Autoren wie Paul Celan, Hans Magnus Enzens­berger oder Helmut Heißenbüttel Pate. Schenkes Rückzug vom niederdeutschen Hörspiel Anfang der 1990er Jahre wird auch damit begründet, dass die plattdeutschen Redeanteile in den Sendeanstalten damals deutlich zurückgingen.

Schnee ligg sachte
un flacker
up de flacke Äre,
öwerhaupt mäk de Landschopp
den Indruck
van ’n kum beschriewbaor Blatt

Kahle
un wittige Böme
ragt in ’e Luft,
Spraoke ut den Grund,
de kondensärte.
Under ’t les
flüssert un bömt sik up
van de Bäcke
dat Water

(aus: Weerwoord 2, 1966, S. 38)

Längs
is de Sunne wieder
as de lesten Schwalwen
hoch fleegt.
Wat an gäle Botterblome
of witte Marienblömkes
in’t Gräß noch te sehn is,
versüpp tietlicks
versackt unner den Schatten
van Kraihen,
de in’ne Nachtwolken spöllt.
In’t Äsk
räöhrt bleekfingrig
den Wind.
Ne Göpske vull Vöggelrope
besplentert de Luft.
Up de Wieske
fief Geetlinge in’ Kries
treckt ut’e Äre
Wörmer un Nacht.

(aus: alles plat(t) 2002, S. 304)

Läge Liegg Hette
in’e Wiesken.
Mannslö
schwee’t ut upkrempelte Ärmel
und Därns.
Koffietoiten klappert,
Bottramspapier knissert,
un wüllig krult int Heu
Gräßgeröck,
hutdeep, kalkdröge
as ne Steen,
um den ne Lippe kläwt
wie ne Gedanke
an Läwen, an Leewe.
Riepte wäörmt sik un böwt
tüsken Saömer un Hälmer

So gäl un schwaor
kümp dat Roggenland nich wär.
Ik staoh
un friewel
an riephatte Aohorne.
Dusend Iesen glemmt
under den rühgen Mirrag,
wocht up en Teeken.
De Roggenpäer, de dale feel,
schlog mi ne Dült ins Hatte.

Literatur

(sämtl. niederdt. Hörspiele)

Vüörspell. 1963

Undine Waterwicht. WDR 1968

Afdanzball. NDR 1968

Undine. Radio Bremen 1971

Laat us spazeeren gahn. RB, NDR, Radio Bremen 1977

Den ganßen Pipapo. WDR 1977

As dat Leben so speelt. RB, NDR 1977

Ole Spooren. Radio Bremen 1978

De Tiedpächter. Radio Bremen 1978

Annoncen sünd as Kreisverkehr. Radio Bremen 1980

Un all’ sünd se kamen. Radio Bremen 1981

Wi snackt Moderspraak. Radio Bremen 1982

Starvenshölp. Radio Bremen 1983

Un alle sind kuemen. WDR 1984

Stiärwehölpe. WDR 1985

Mit Eegenleistung. WDR 1987

Ümtrecken. WDR 1988

Sünnengeld. Radio Bremen 1989

Glückspennink. WDR 1990

Hoffmanns un annere L. WDR 1991 [mit A. Bartels, O. Pötter]

Ludger Kremer: „As dat Läwen so spöllt!“ Zur Erinnerung an de niederdeutschen Lyriker und Hörspielautor Alfons Schenke (1940–2001) aus Heiden, Westmünsterland, in: Jahrbuch des Kreises Borken 2006, S. 231–235

Ders.: Alfons Schenke (1940–2001). Niederdeutscher Lyriker und Hörspielautor, in: I. Höting u. a. (Hg.): Westmünsterländische Biographien. Vreden 2015, S. 407

Vollständige Biobibliografie siehe:
www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/schenke-alfons/